Ludolf STAAB, Brunnen Inspektor: "Geschichte Marienbads von der aeltesten Zeit bis zur Gegenwart", Erste Wiener Vereins-Buchdruckerei, Selbstverlag, Wien 1872" - S. 62 - 72

Sechste Periode Marienbad unter dem Abte Marian Heinl (1843-1867)

§ 1.

Marian Heinl aus Krukanitz gekommen

Der Nachfolger des Abtes Mahr - Marian Heinl (gewählt 30, März 1843, + 2. Mai 1867) war ein thatkräftiger, energischer Herr, welcher schon früher im Lehramte, in der Seelsorge, als Prior des Stiftes und als Verwalter der Stiftsdomäne Krukanitz Beweise seiner vielseitigen Befähigung gegeben hatte.

Errichtung der selbstständigen Pfarre

Er nahm alsbald die von seinem Vorgänger, angeknüpften Verhandlungen bezüglich der Errichtung einer selbständigen Pfarre und Schule in Marienbad auf und führte sie zum glücklichen Ziele. Pfarre und Schule wurden schon im Jahre 1843 errichtet.

Bau der Kirche 1844-1848

Es fehlte aber noch an einem der zunehmenden Bevölkerung und der grossen Zahl der Fremden entsprechenden Gotteshause. Prälat HeinI fasste den Entschluss, dem Herrn eine würdige Wohnung an der Stätte zu erbauen, wo alljährlich Tausende von Fremden zusammenströmen, um Heilung und Linderung ihrer Leiden zu suchen. Mit gewohntem Eifer legte er Hand an das fromme Werk; im Frühjahre 1844 wurde der Bau begonnen und am 15. August 1844 (dem Patrocinium der Kirche) fand die feierliche Grundsteinlegung in Anwesenheit Sr. kaiserische Hoheit des Erzherzogs Stefan, damals Landeschefs in Böhmen, statt.

(In die Höhlung des Grundsteines wurde ausser den damals kursirenden Münzen und mehreren Dokumenten auch eine Flasche Kreuzbrunnen gelegt.) Der Bau schritt rasch vorwärts und Prälat Heinl förderte denselben nach Kräften durch seine oftmalige Gegenwart. Bereits am 19. November l848 wurde die neue Kirche von ihm selbst benedicirt und hiedurch dem Gottesdienste übergeben. Zwei Jahre später - den 8. September 1850 - erfolgte die feierliche Consecration durch den Frager Erzbischof Kardinal Friedrich von Schwarzenberg. Hätte Abt HeinI für Marienbad nichts Anderes gethan, die Kirche allein wäre ein für alle Zeiten sprechendes Denkmal seiner Frömmigkeit, seines kirchlichen Sinnes und seines Eifers in der Beförderung der Ehre Gottes. Wo es diese galt, scheute er kein Opfer und keine Kosten.

Die Pläne zu diesem imposanten Bauwerke der Neuzeit im byzantinischen Styl, zugleich einer neuen Zierde Marienbads, fertigte der Architekt Gutensohn aus München, die Ausführung leitete der Stiftesbaumeister Anton Thurner, als Dekorationsmaler waren thätig Strauss und Hohenögg aus München, als Stukateure Bader aus München und Pellegrini aus Frag, die Marmorsäulen lieferte Kranner, die Bildhauerarbeiten Josef Max, Kanzel und Hochaltar baute Bergmann, letztere drei Prager Künstler. Das Bild am Hochaltar (Mariä Himmelfahrt) ist ein Werk, zugleich ein Weihegeschenk des H. Chevalier von Hampel, die Bilder der be iden Seitenaltäre sind von Kratzmann.

Marienbader Friedhof

Ein integrirender Bestandtheil der Pfarre ist der Friedhof. Diesem wies Abt Heinl einen eben so freundlichen als zweckentsprechenden Platz an oberhalb der Jägerstrasse am Wege zum Moorlager.

Marienbader Schule 1853

Die Schule, bisher eine exponirte Filiale von Auschowitz, war zuerst nothdürltig in dem alten Forsthause nächst dem Kreuzbrunnen untergebracht. Von hier wanderte sie in die Häuser "Zum goldenen Löwen", in die "Stadt Regensburg", in das "Alte Traiteurhaus" und im Jahre 1820 verlegte man sie in ein altes dem Stifte gehöriges Gebäude (Stallungen) links vom Versendungshause. Eine 1843 errichtete zweite Schulklasse wurde im "Tepler Hause" eröffnet. Abt HeinI wollte auch diesem Bedürfnisse abhelfen. Er führte ein eigenes für drei Klassen bemessenes Schulgebäude auf, welches 1853 eröffnet wurde und seinem Zwecke für längere Zeit entsprechen sollte. Und wahrlich, diese Vorsicht erwies sich als begründet; denn bereits zu Anfang des Schuljahres 1868 musste eine dritte Klasse errichtet und ein dritter Lehrer angestellt werden.

Marienbader Seelsorger und Lehrer

Die Namen der Männer, welche in Marienbad als Seelsorger und Lehrer bis zur Gegenwart wirkten, sind folgende:

Pfarrer: Gregor Hoegg, von 1843 bis 1849 (später Pfarrer in Pistau und Dechant in Chotieschau).
Christian Würl von 1849 bis 1857 (+ 1867).
Erasmus Biersbach von 1857 bis 1871 (von 1872 Pfarrer in Pernharz).
Justin Falb, 1865 (?).

Kapläne: Erasmus Biersbach, von 1843 bis 1857.
Alfred Clementso,(1857-1871) (dann Pfarrer in Einsiedl)
Anselm Koehler 1871.

Lehrer: Haering, 1816-1817.
Johann Turba, 1818 (später in Rojau).
Andreas Schlesinger, 1819 (später in Ottengrün).
Anton Haberzettl, 1820 (später Brunnenverwalter).
Norbert Hirsch, 1821-1825 (später Lehrer in Holleischen, Inhaber des Verdienstkreuzes).
Ferdinand Wessnitzer, 1825-1837 (+ 1870 als Lehrer in Wildstein).
Martin Hawlik, 1837-1850 (+ 1857).
Johann Schlesinger, seit 1843 Musterlehrer, Inhaber des goldenen Verdienstkreuzes.
Paul Senft, seit 1850.
Wenzel Gerl, seit 1867.

§ 2.

Mineralquellen

Trotz dieser grossen und kostspieligen Bauführungen und der ungünstigen Zeitverhältnisse (vom Jahre 1848 an), welche dem Stifte bedeutende Opfer auferlegten, liess Abt HeinI die übrigen Anstalten nicht ausser Acht. Beweis dessen sind seine Bemühungen zu Gunsten der Mineralquellen und Badehäuser.

Toberische Hebemasschine

Zu Beginn der Saison 1853 liess er beim Kreuzbrunnen eine von dem Mechanikus Josef Tober in Prag konstruirte Mineralwasserpumpe (sogenannte Tober'sche Hebemaschine) aufstellen. Diese zweckmässige Vorrichtung, welche seitdem auch beim Füllen der zu versendenden Flaschen mit dem besten Erfolge angewendet wird, beseitigte mehrere Uebel- stände der früheren Schöpfmethode und fand bald auch in anderen Kurorten Eingang.

Neufassung des Kreuzbrunnen

Die letzte unter dem Abte Reitenberger vorgenommene Fassung des Kreuzbrunnens war im Laufe der Jahre schadhaft geworden. Durch das Eindringen von Tageswässern hatte der Kreuzbrunnen, wie die alljährlich vorgenommenen Abdampfungen zeigten und die Erfahrungen der Aerzte bestätigten, an seinem Gehalte verloren. Ueberdiess vermochte der Ständer bei seinem geringen kubischen Inhalte die für die Hochsaison benöthigte Wassermenge nicht in den bestimmten Trinkstunden zu liefern. Um diesen beiden die Quantität und Qualität des Kreuzbrunnens betreffenden Mängeln abzuhelfen, beantragte noch der landfürstliche Brunnenarzt Heidler im Einverständnisse mit Abt Heinl eine Neufassung desselben (1857).

Da die Sache von der höchsten Wichtigkeit für Marienbad war und von ihrem Ausfalle die Existenz des Kurortes abhing, so wurde sie allseitig in die reiflichste Erwägung gezogen. Nachdem aber kommissionelle Erhebungen die unbedingte Nothwendigkeit einer Neufassung dargethan hatten, schritt man unverweilt an die Ausführung (Oktober 1858). Die technische Leitung übertrug Abt Heinl mit Zustimmung der Regierung dem k. k. Professor der Bergakademie in Příbram, Karl Heyrowsky; die übrigen Kommissionsglieder bestanden ausser dem Vertreter des Stiftes, Brunneninspektor Norbert Spitzl, aus einigen Beamten des Egerer Kreisamtes, dem Marienbader Bürgermeister und dem neuen landesfürstlichen Brunnenarzte Dr. Franz OPITZ, welcher den ganzen Vorgang in einer eigenen Broschüre eingehend bespricht ("Die neue Fassung des Kreuzbrunnens zu Marienbad, yorgenommen im Herbst 1858 und dessen Analyse", Prag, 1859).

Nach mehreren Wochen der angestrengtesten Arbeit, wobei nicht unbedeutende, meist durch das Terrain veranlasste Hindernisse zu überwunden waren, gelangte man zum heissersehnten Ziele; die Neufassung war in jeder Beziehung als eine vollständig gelungene zu betrachten, denn die beiden oben bezeichneten Uebelstände waren beseitigt. Die im folgenden Jahre (1859) von Dr. Raysky vor- genommene Analyse zeigte eine Vermehrung der fixen Bestandtheile des Wassers und die Quelle vermag jetzt bei den vergrösserten Dimensionen des neuen Behälters nicht nur den Bedürfnissen der Gegenwart vollkommen zu entsprechen, sondern wird hoffentlich auch den eventuellen Anforderungen der Zukunft Genüge leisten. Marienbad blieb so sein Kleinod, der Kreuzbrunnen, nicht nur erhalten, die neue Fassung machte es noch werthvoller und das Stift erwarb sich durch dieselbe ein neues Anrecht auf den Dank Marienbads.

Wiesensäuerling - Rudolfsquelle

Eine weitere wesentliche Bereicherung seines Heilschatzes verdankt Marienbad dem Abte Heinl in der Rudolfsquelle. Der unterhalb des Ferdinandsbrunnens gelegene sogenannte Wiesensäuerling war wohl schon seit einigen Dezennien (bereits Professor Steinmann hatte ihn analysirt) von den Aerzten der Aufmerksamkeit gewürdigt und medizinisch angewendet worden.

Einem ausgedehnteren Gebrauche stand aber der vernachlässigte Zustand der Quelle hindernd entgegen. Ohne eigentliche kunstgerechte Fassung und ohne Abfluss war sie nach Aussehen und Beschaffenheit weder für. den Arzt, noch für den Kranken besonders einladend zum Gebrauche. Das Stift war zu grossen Opfern bereit, um die Quelle käuflich an sich zu bringen. Da aber alle diese bezüglichen Versuche an der Weigerung des Besitzers scheiterten, kaufte Abt Heinl die nebenan etwas höher gelegene Wiese und liess an der Stelle, wo in früheren Zeiten nach der Aussage von Gedenkmännern eine später verstampfte Mineralquelle floss, Bohrversuche anstellen, deren Gelingen der jetzigen, zu Ehren Sr. kaiserlichen Hoheit, des Kronprinzen, also genannten Rudolfsquelle, ihren Ursprung gab. Die Quelle wurde kunstgerecht gefasst (1865), von Professor Lerch in Prag analysirt (1866) und mit einer gefälligen Ueberdachung versehen (1867). Sie wird seitdem wegen ihres grossen Reichthumes an kohlensaurem Kalk sehr häufig in medizinische Anwendung gebracht.

Analysen

Ausser den eben erwähnten Analysen des Kreuzbrunnens und der Rudolfsquelle wurden unter Abt Heinl und auf seine Veranstaltung auch die übrigen Mineralwässer Marienbads analysirt und zwar der Ferdinandsbrunnen schon 1844 von Professor Kersten, der Karolinen- und Ambrosiusbrunnen 1860 und die Waldquelle 1864, letztere drei von Dr. Raysky.

Schutzrayon für Heilquellen

Ein weiteres bleibendes Verdienst erwarb sich Abt HeinI um Marienbad durch Feststellung eines Schutzrayons für dessen Heilquellen. Auf sein Ansuchen und auf Kosten des Stiftes wurde nämlich im Oktober 1866 eine kommissionelle Lokalerhebung gepflogen, auf Grundlage, welcher mittelst Statthaltereierlasses vom 31. Dezember 1866, um die Marienbader Heilquellen gegen alle Schädigungen, die aus dem Bergbau entstehen könnten, sicher zu stellen, ein nahezu 15.000 Joch umfassender Schutzrayon durch die umliegenden Katastralgemeinden gezogen und innerhalb desselben jede Schurf- und Bergbauunternehmung als unzulässig erklärt wurde.

§ 3.

Altes Badehaus

Wie den Quellen wandte Prälat HeinI auch den Badehäusern seine aufmerksame Fürsorge zu. Das alte Badehaus erhielt einen Flügelbau gegen den Bach zu (1853), wodurch sowohl die Zahl der Wasser- und Moorbäder, als die der Wohnungen im ersten Stockwerke vermehrt wurde. Um die Kohlensäure des Badewassers besser zu conserviren, wurden um dieselbe Zeit die Einlaufsröhren, welche sich oberhalb der Badewanne befanden, tiefer herabgerückt und nahe der Bodenfläche angebracht. Die Marienquelle wurde gereinigt, erweitert und mit der jetzigen Bedachung versehen.

Neue Erwärmungsmethode

Im neuen Badehause wurde eine neue Erwärmungsmethode des Badewassers durch unmittelbare Einströmung heisser Dämpfe, welche von dem verdienten Badearzte und k. Inspektor des Soolbades in Kissingen, Dr. Karl Pfriem, daselbst seit mehreren Jahren mit dem besten Erfolge angewendet worden war und seither von ihm die "Pfriem'sche" heisst, eingeführt (1867). Sie unterscheidet sich von der sogenannten "Schwarz'schen" dadurch, dass bei dieser die heissen Dämpfe zwischen dem doppelten Boden der Wanne, bei jener aber unmittelbar in die mit Wasser gefüllte Wanne einströmen. Zur Einführung derselben waren mehrere kostspielige Bauten und Apparate nothwendig, als die Herstellung eines neuen Kesselhauses, die Beischaffung zweier Dampfkessel, die Legung von kupfernen Dampfleitungsröhren. Abt Heinl ordnete noch Alles dieses an, erlebte aber nicht mehr die Ausführung.

Neues Moorlager

Zu Anfang des Jahres 1853 erhielt Marienbad eine wesentliche Vermehrung seines Heilapparates in dem neuen, sehr ergiebige Moorlager, um dessen Auffindung und Verwendung sich der Brunneninspektor Norbert Spitzl und der damalige Bademeister Basilius Hacker (+ 1872) verdient gemacht haben. Dieses Moorlager liegt im Westen des Kurortes in der Waldstrecke Darn und hat einen Flächenraum von circa 4000 Quadratklaftern. Der daselbst gegrabene Moor, sehr reich an Eisenvitriol, schwefelsauren Salzen und flüchtigen organischen Stoffen wurde alsbald (1854) von Dr. Raysky, Vorstand der chemischen Sektion der geologischen Reichsanstalt in Wien und von Professor Lehmann in Leipzig (1855) analysirt und wird seither neben dem aus dem älteren Moorlager gewonnenen mit dem besten Erfolge in Anwendung gebracht. Eine bei diesem Moorlager hervorsprudelnde Quelle, ein guter Eisensäuerling, ist gefasst und bietet dem Besucher einen erfrischenden Labetrunk.

Quellensalz

Schon im vorigen Jahrhundert wurde, wie bereits oben erwähnt, das aus der Mutterlauge des Kreuzbrunnens durch Krystallisation gewonnene Salz unter dem Namen "Sal Teplensis" ärztlich angewendet und in den Handel gebracht. Als seit Nehr der Kreuzbrunnen an Ort und Stelle getrunken und auswärts versendet wurde, hörte die Salzbereitung allmählig auf. Abt Heinl nahm die Idee wieder auf (1860), wählte aber zu diesem Zwecke den an Glaubersalz wie an Wasser reicheren Ferdinandsbrunnen und liess im Hofe des alten Badehauses ein Gebäude mit den nöthigen Apparaten zur Abdampfung des Wassers aufstellen. Seit 1871 wird die Abdampfung auch beim Ferdinandsbrunnen selbst vorgenommen. Das also gewonnene, dem Karlsbader Sprudelsalze ganz ähnliche Marienbader Quellensalz fand wegen seiner ausgezeichneten Wirkung als ein lösendes, kühlendes und gelinde abführendes Mittel schnelle Verbreitung, der Bedarf stieg von Jahr zu Jahr und betrug am Schlusse des ersten Dezenniums, im Jahre 1870, bereits 18 Zentner. - Seit 1868 werden aus diesem Quellensalze auch Pastillen bereitet.

Andere Verschönerungen in Marienbad

Wenn die seither angeführten Bauten und Verbesserungen meist durch den Heilzweck des Kurortes geboten waren, so verabsäumte Abt Heinl nichts, was zu dessen Verschönerung beitragen konnte. So liess er die nächste Umgebung Marienbads mit Laubholz bepflanzen, durch den Podhorn, gegen Dianahof und zu den auch von ihm erbauten Brettsägen Fahrstrassen anlegen, die Kreuzbrunnenkolonnade und den Promenadensaal mit Steinplatten pflastern und den letzteren, um ihn heller und freundlicher zu machen, mit einer Attica versehen. Der Kirchenplatz erhielt eine neue Zierde durch Anlegung einer Reihe neuer Verkaufsläden (obere Boutiquen), neben welchen eine auf gusseisernen Säulen ruhende Wandelbahn läuft, die, weil gegen Osten geöffnet, vorzüglich zur Morgenpromenade geeignet ist (1861). Etwas früher wurde mit dem Kursaale eine Restauration verbunden und zu diesem Behufe ein Anbau gemacht (1858).

§ 4.

Kurtaxfond

Unter Abt HeinI ging eine zweimalige Veränderung in der Verwaltung der für öffentliche Zwecke bestimmten Gelder, des sogenannten Kurtaxfondes, beziehungsweise in der Zusammensetzung der dafür aufgestellten Organe vor sich. Wie schon oben bemerkt, wurde dem Stifte Tepl im Jahre 1818 die Einhebung einer Taxe (anfangs 2 fl. Wr. W., von 1828 an 2 fl. K.M.) zum Behufe der Herstellung und Erhaltung der öffentlichen Anlagen gestattet. Die Verwaltung und Verrechnung dieser Gelder besorgte der bevollmächtigte Brunneninspektor des Stiftes unter der Kontrole des k. k. Inspektions-Kommissärs. Die Regierung selbst hatte diesen Verwaltungsmodus vorgeschrieben. Im Jahre 1851 wurde in Folge eines von der Statthalterei erlassenen provisorischen Kurstatuts die sogenannte ständige Kurkommission zur Besorgung aller den Kurort betreffenden öffentlichen Angelegenheiten eingesetzt. Sie war zusammengesetzt aus dem Bezirksvorsteher von Tepl, dem landesfürstlichen Brunnenarzte, dem Bürgermeister als Repräsentanten der Gemeinde und dem Vertreter des Stiftes, welche alle in ihren Ressort einschlagenden Angelegenheiten collegialiter behandelten. Dahin gehörte vorzüglich die Berathung und Schlussfassung über die aus dem Kurtaxfond zu bestreitenden Auslagen, oder die Feststellung des jährlichen Präliminares, welches, wie auch der Rechnungsabschluss, zur definitiven Erledigung der Statthalterei vorgelegt werden musste. (Die Kurtaxe wurde 1852 mittelst Statthaltereierlasses in der noch jetzt bestehenden Ziffer normirt, beziehungsweise erhöht und 1859 auch die Einhebung einer Musiktaxe angeordnet.) Die Verrechnung und Verwaltung des Fonds verblieb jedoch wie seither dem Bevollmächtigten des Stiftes. Im Jahre 1866 aber bestimmte die Regierung die Uebergabe des Kurtax- und Musikfondes in die Verwaltung und Verrechnung der Gemeinde; die von Seite des Stiftes dagegen gemachten Vorstellungen waren erfolglos; die Kurkommission blieb jedoch in der früheren Weise konstituirt bis zur Erlassung des neuen Kurstatutes (1868).

Konkrete Verschönerungsarbeiten von der Kurkommission

Die in dieser Zeit von der Kurkommission mit Zustimmung des Stiftes, welches bereitwillig den Grund und Boden zur Benützung überliess, vorgenommenen Verschönerungsarbeiten sind im Wesentlichen: die Regulirung des Franz Josef-Platzes und des Flussbettes, Aufstellung eines Musikpavillons auf der Kreuzbrunnen-Promenade und beim Waldbrunnen, des Springbrunnens bei der Kirche und des steinernen Wasserbehälters am Franz Josef-Platze, Anlegung neuer Promenaden zum Dianahof, zur Hohendörfer-Höhe und zur König Otto's-Höhe (nach dem 1867 hier zur Kur anwesenden König Otto von Griechenland, früher Schönauer Höhe genannt), Aufstellung neuer Glorietten auf diesen beiden Anhöhen, wie auf der Hirtenruhe, auf der Friedrich Wilhelms-Höhe (zur Erinnerung an die mehrmalige Anwesenheit des verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm von Preussen in den Jahren 1835, 1856 und 1857) und des Mecsery-Tempels (zu Ehren des ehemaligen Statthalters von Böhmen und späteren Ministers).

Theater

Ein lange gefühltes Bedürfniss für einen Kurort von der Bedeutung Marienbads war ein entsprechendes Theatergebäude. Wohl wurden seit den Zwanzigerjahren während der Sommermonate von einer wandernden Gesellschaft in einem sogenannten Noththeatergebäude, dessen Aeusseres jedoch keinen Tempel Thalias errathen liess, Vorstellungen gegeben. Nach mehrjährigen Verhandlungen wurde endlich 1865 beschlossen, ein grösseres, dem Zwecke allwegs entsprechendes Gebäude aus dem Kurtaxfonde aufzuführen. Die Ausführung wurde dem hiesigen Architekten Friedrich Zickler übertragen, welcher die ihm gestellte Aufgabe in durchaus zufriedenstellender Weise löste. Das Stift überliess in gewohnter Liberalität den Baugrund unentgeltlich und förderte auch sonst den Bau, welcher 1866 begonnen und nach zwei Jahren vollendet wurde. Die feierliche Eröffnung fand am Vorabend des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef (17. August 1868) statt. Das Gebäude ist eine neue Zierde Marienbads und findet samt seiner inneren Einrichtung, besonders der grossartigen Maschinerie, den ungetheilten Beifall aller Kenner und Kunstfreunde.

Privatgebäude und andere Kirchen

Mit der Vermehrung und Verschönerung der öffentlichen Gebäude hielt die Baulust der Privaten gleichen Schritt. In dieser Zeit wurden Zehnte Neubauten aufgeführtet.

Unter ihnen verdient besonders genannt zu werden die evangelische Kirche und das israelitische Hospital. Die evangelische Kirche verdankt ihren Ursprung der Privatunterstützung von Wohlthätern, an deren Spitze sich der verstorbene König von Preussen, Friedrich Wilhelm IV., mehrmaliger Kurgast Marienbads, gestellt hatte. Ein hiefür gebildetes Komité besorgte den Bau nach dem Plane des königl. preussisschen. Baurathes Ch. G. Kantian und führt noch gegenwärtig die ökonomische Oberleitung. Der feierlichen Eröffnung des neu gebauten Gotteshauses wohnte Se. Majestät der König selbst bei (1857). Auf dem nebenan liegenden Platze soll noch ein Gebäude aufgeführt werden; welches zur Küsterwohnung und zur Aufnahme unbemittelter Beamten evangelischer Konfession während des Kurgebrauches bestimmt ist.

Das israelitische Hospital, um dessen Gründung sich S. J. Bunzel besonders verdient gemacht hat, wurde durch Spenden von Wohlthätern und durch milde Sammlungen unter den israelitischen Kurgästen gegründet (1861), besitzt gegenwärtig schon einen bedeutenden Fond und verpflegt arme Kurbedürftige, welche früher in das allgemeine Kurhospital aufgenommen wurden. Die Verwaltung steht unter der Zentraldirektion in Prag. Mit dem Hospitale ist auch die Synagoge verbunden. Das Stift Tepl gibt den im israelitischen Hospitale verpflegten Armen eine bestimmte Anzahl Wasserbäder unentgeltlich und die nothwendigen Moorbäder um einen ermässigten Preis.

§ 5.

Neue Gemeindeverhältnisse - Marienbad zur Stadt erhoben

In diesem Zeitabschnitte hatten sich in Folge des politischen Umschwunges des Jahres 1848 auch die Gemeindeverhältnjsse Marienbads wesentlich geändert. Im Jahre 1849 wurde nämlich das seither bestandene Unterthänigkeitsverhältniss und die damit zusammenhängende Patrimonial-Gerichtsbarkeit behoben und die neu konstituirte Gemeinde den k. k. Behörden unterstellt. Marienbad gehörte von nun an zum Kreise Eger (früher: Kreis Pilsen) und zum Tepler Bezirke. Das Stift hatte jedoch schon früher der Gemeinde das Recht, den Vorsteher zu wählen, zugestanden und der erste frei gewählte Vorsteher war seit 1843 Josef Dionys Halbmayr, welcher dieses Amt bis 1848 verwaltete. Die nach ihm gewählten Vorsteher, welche vom Jahre 1850 an den Titel "Bürgermeister" erhielten, waren:

Med.Dr. Josef Abel, 1848-50, Med.Dr. Anton Hanisch, 1850-56, Med.Dr. Alois Schneider, 1856-61, Josef Dionys Halbmayr, 1861-1864, Med.Dr. Alois Schneider 1864-67, Josef Dionys Halbmayr, von 1867 bis zur Gegenwart (1872).

Im Jahre 1848 wurde in Marienbad wie allerorts die Nationalgarde errichtet, war jedoch wie anderwärts nm' eine ephemere Erscheinung. Das Stift überwies derselben gegen einen jährlichen Zins in der Nähe der Waldquelle einen Platz zur Errichtung einer Schiessstätte, welche noch heute besteht und besonders während der Kurzeit von Fremden und Einheimischen gerne besucht wird. Im Jahre 1866 wurde Marienbad zum Range einer Stadt erhoben.

Abt Märian HeinI, welcher Marienbad so viele Beweise seiner wohlwollenden Fürsorge gegeben hatte, starb nach einer kurzen Krankheit in dem hohen Alter von 83 Jahren (3. Mai 1867).

  (Fortsetzung.)

 

Erste Periode

Zweite Periode

Dritte Periode

Vierte Periode

Fünfte Periode

Sechste Periode

Siebente Periode